20.04.2022

Deutsche Fahrzeugdächer bieten nutzbare PV-Fläche in der Größe von Malta

Seit Jahrzehnten erzeugen wir erfolgreich Strom auf Hausdächern und Freiflächen. Aber für die Nutzung der Sonnenenergie gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, z. B. unsere Fahrzeuge. Das Einstrahlungs- und Ertragspotential hängt dabei jedoch von Routen, Tageszeiten und Nutzungsprofilen ab. Und genau das untersucht das Fraunhofer ISE derzeit mit der Citizen Science Kampagne PV2GO. Dabei sammeln Sensoren auf 50 Autodächern interessierter Bürger/innen über zwölf Monate Messdaten zu Sonneneinstrahlung, Temperatur und Fahrzeugposition. Unsere Marketingmitarbeiterin Kerstin Kopp ist mit dabei. Im Interview verrät sie uns warum sie mitmacht und was sie sich von den Ergebnissen erhofft.

Kerstin Kopp mit PV2GO-Sensor auf ihrem Privatwagen (Foto: Privat)

 

MVeffizient: Frau Kopp, warum machen Sie bei dem Projekt vom Fraunhofer ISE mit?

Kerstin Kopp: PV auf dem Autodach ist ja nichts Neues. Der Toyota Prius hat schon seit 2020 ein Solardach, das pro Jahr für ca. 1.000 Kilometer zusätzliche Reichweite sorgen soll. Sono Motors bringt 2023 hoffentlich auch endlich seinen Sion – ebenfalls mit integriertem Solardach – raus. Also, dass es sich lohnt, wissen wir eigentlich schon. Bei der Studie geht’s aber unter anderem darum, zu zeigen, wie die Wahl eines bestimmten Fahrtweges den Stromertrag beeinflussen kann. Und das finde ich spannend. Außerdem kann ich täglich sehen, wie viele Kilometer aufgrund der Sonneneinstrahlung mit dem PV-Modul drin gewesen wären. Auch wenn ich das nicht nutzen kann – der Gedanke, kostenfrei und ganz nebenbei Energie zu tanken, ist einfach genial.

Solare Einstrahlung in W/m² und potenzielle solar gefahrene Distanz in km

MVeffizient: Wie groß ist Ihrer Meinung nach das Potenzial und was erhoffen Sie sich von den Ergebnissen?

Kerstin Kopp: Das Potenzial ist riesig! Allein in Deutschland waren am 1.4.2022 laut Kraftfahrtbundesamt 68 Millionen Kraftfahrzeuge und Anhänger registriert. Deren Dachflächen entsprechen zusammen etwa der Gesamtfläche Maltas und die könnte genutzt werden, um sauberen Strom zu erzeugen und CO2-frei zu fahren. Ich hoffe natürlich, dass aufgrund der Ergebnisse viele Automobilhersteller Solarflächen in ihre Fahrzeuge integrieren.

MVeffizient: Werden Sie oft auf den Sensor auf Ihrem Autodach angesprochen?

Kerstin Kopp: Der ein oder andere Nachbar war natürlich neugierig und hat gefragt ob ich jetzt mit Solarstrom fahre. Aber die meisten gucken nur, einige halten netterweise mehr Abstand, weil sie Angst haben, da könnte ihnen gleich was auf die Motorhaube fallen. Aber das ist natürlich nicht der Fall. Bis Tempo 130 kann da nichts passieren. Was natürlich dann auf der Autobahn für mich auch heißt: Schneller geht’s nicht. Beim Überholen ist das manchmal nervig, wenn man kein Gas geben kann. Aber fürs Klima ist es natürlich besser und ich kann schon mal üben – sofern die Bundesregierung sich denn endlich mal zu einem längst überfälligen Tempolimit durchringen kann.

MVeffizient: Aktuell fahren Sie ja noch einen Verbrenner. Wird Ihr nächstes Auto ein E-Mobil mit Solardach?

Kerstin Kopp: E-Auto ja, Solardach nein. Dafür gibt es derzeit einfach zu wenig Modelle. Als Hybrid kam der Prius für mich nicht in Frage und auf den Sion wollte ich nicht warten. Der Umweltbonus wird nur noch bis zum 31.12.2022 in der jetzigen Höhe gewährt und die 9.000 Euro wollte ich unbedingt mitnehmen. Gerade auch, weil die Lieferzeiten so lang sind. Ich bin froh, wenn das Auto rechtzeitig im Dezember kommt und ich die Förderung noch beantragen kann.

MVeffizient: Machen Sie sich Gedanken, dass die Reichweite zu gering sein könnte?

Kerstin Kopp: Ehrlich: Nein! Zu Hause ist die Wallbox bereits installiert – ebenfalls mit Fördermitteln vom Bund. Und in unmittelbarer Nähe zum Büro gibt´s drei Ladesäulen. Man muss die Ausnahme – Langstrecke – eben nicht gedanklich zur Regel machen. Immer wenn das Auto steht, kann es laden. Arbeitgeber sollten Ihren Mitarbeitern unbedingt Lademöglichkeit bieten. Für Mieter im ländlichen Raum ist die Ladesäule beim Arbeitgeber oft die einzige Möglichkeit zum Laden. Damit wird dann auch die Ladeinfrastruktur zum Entscheidungskriterium für oder gegen einen Arbeitgeber. Aktuell fördert die KfW Ladeinfrastruktur in Unternehmen mit bis zu 900 Euro je Ladepunkt. Je Betrieb können bis zu 50 Ladepunkte mit maximal 45.000 Euro bezuschusst werden. Aber wie so oft ist der Fördertopf begrenzt. Auch da heißt es also: Schnell sein!

 

Infos zur KfW-Förderung für Ladepunkte in Betrieben hier.
Alle Infos zum Fraunhofer ISE Projekt PV2Go gibt’s hier.