26.07.2019

„Die Raumsteuerung minimiert Energieverbrauch und CO2-Ausstoß. Darauf achten Gäste.“

Die Digitalisierung hält in immer mehr Bereichen Einzug und macht auch vor dem Gastgewerbe nicht halt. Fakt ist: Sie bietet viele Vorteile für Hoteliers und Gastronomen, denn mit ihr lassen sich z. B. Energie, Kosten und CO2 sparen. Darüber hinaus sind die digitalen Helfer eine Chance, um noch individueller auf die Wünsche der Gäste einzugehen. MVeffizient hat mit Alexander Spisla, Geschäftsführer der Betterspace GmbH, über Automation im Gastgewerbe gesprochen.

Alexander Spisla, Geschäftsführer Betterspace GmbH

 

MVeffizient: Digitalisierung ist auch in der Hotelbranche ein großes Thema. Wie sehen aktuelle Lösungen aus und welches Einsparpotenzial haben diese in Sachen Energie?

Alexander Spisla: Es gibt mittlerweile viele verschiedene digitale Helfer für die Hotellerie, die die unterschiedlichsten Ziele verfolgen. Sei es im Bereich Gästekommunikation den Service zu verbessern, allgemein Abläufe zu erleichtern und zu beschleunigen oder im Bereich Energiemanagement effizienter zu werden. Dinge, die Gäste bereits aus dem Alltag kennen, werden hier gut aufgenommen. Deshalb sind Hotel-Apps und Gästemappen in Form von Tablets besonders beliebt. Hier steht die Papierverschwendung von immer wieder neu gedruckten Mappen, Flyern und anderem Werbemitteln im Vordergrund. Man merkt, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer weiter in das Bewusstsein der Gäste und Hotelmitarbeiter rückt, was natürlich großartig ist. Und auch die Elektromobilität spielt für Hoteliers eine immer größere Rolle. Mit dem iQ Charger haben wir die eine E-Ladestation entwickelt, die an die Anforderungen der Hotellerie angepasst ist. Nicht zu vergessen natürlich die digitale Unterstützung, wenn es um Energiemanagement im Hotel geht: iQ Roomcontrol. Die intelligente Raumsteuerung reguliert automatisiert die Temperaturen im Hotelzimmer. Dafür berücksichtigt das System die Belegung und aktuelle Wetterdaten.

MVeffizient: Wie hoch ist der Integrationsaufwand für ein System wie IQ Roomcontrol? Wie hoch ist der Anteil an Soft- und Hardware jeweils und welche Anschaffungsmöglichkeiten gibt es für Hotels, Stichwort: Leasing?

Alexander Spisla: Der Integrationsaufwand ist sehr gering. iQ Roomcontrol wird komplett ohne bauliche Maßnahmen integriert. Es müssen lediglich die Thermostate durch neue funkfähige ersetzt werden. Die passen auf alle gängigen Heizkörper. Neben den Thermostaten werden noch Controller installiert, die für die nötige Verbindung zu unserer Software sorgen. So wird auch eine Verbindung zur Hotelsoftware hergestellt, damit die Heizung belegungsabhängig gesteuert werden kann. Über einen Webzugang hat der Hotelier dann zu jeder Zeit und von überall Zugriff und kann sich so einen Überblick über die Verbräuche verschaffen. Die benötigte Hardware und Software kann natürlich geleast werden. Durch die erzielten Einsparungen refinanziert sich das System dann von allein.

MVeffizient: Welche Fördermittel stellen Bund und Land für die Integration solcher Systeme bereit?

Alexander Spisla: Es gibt verschiedene Förderprogramme, die die Digitalisierungs-Projekte von Hoteliers unterstützen. Viele Bundesländer bieten eigene Förderprogramme, bei denen auch Hotels finanzielle Förderung oder Unterstützung in Form von kostenloser Beratung beantragen können. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert zusätzlich branchenübergreifend die Energieeffizienz. Für die Förderprogramme gibt es unterschiedliche Anforderungen und Beschränkungen. Hier sollten sich Hoteliers im Vorfeld unbedingt ausführlich informieren und am besten individuell beraten lassen.

MVeffizient: Für Hoteliers bedeutet die smarte Raumsteuerung von Heizung und Klimaanlage in erster Linie Energie- und Kosteneinsparung. Welche weiteren Vorteile hat eine personalunabhängige Raumsteuerung? Wie sieht es mit der Datensicherheit aus?

Alexander Spisla: Personalunabhängig ist hier das Stichwort, denn die Temperatur im Hotelzimmer wird automatisch reguliert. Nicht belegte Zimmer werden nicht geheizt und Hotelmitarbeiter müssen nicht mehr manuell kontrollieren, ob die Heizkörper noch aufgedreht sind. Gibt es doch mal ungewöhnliche Verbräuche, verschickt das System auch direkt eine Warnmeldung. Das sorgt für mehr Sicherheit. Und für Gäste ist es natürlich besonders komfortabel, wenn sie das Zimmer betreten und ihre Wunschtemperatur bereits eingestellt wurde.

Datenschutz wird bei uns großgeschrieben. Wir leben die Grundsätze von Datenminimierung. Das heißt, wir erheben nur die Daten, die wir wirklich brauchen und speichern auch nur so viel wie nötig. Für die Auswertung werden beispielsweise Temperaturverläufe und minimale Daten zur Belegung gespeichert. Von Schnittstellen bekommen wir meist nur anonymisierte Daten. Wir nutzen ausschließlich personenbezogene Daten, wenn wir sie wirklich brauchen, wie für die namentliche persönliche Gastbegrüßung mit dem iQ Tab auf den Zimmern. Gespeichert werden solche Daten aber natürlich nicht, sondern werden von uns live besorgt und verschlüsselt übertragen. Wir arbeiten nach dem Privacy by Design and Default-Prinzip. Das heißt, Datenschutzthemen werden bei uns schon frühzeitig bei dem Design von Produkten und Software einbezogen.

MVeffizient: Wie kommt die smarte Raumsteuerung bei den Hotelgästen an? Fühlen Gäste sich z. T. bevormundet?

Alexander Spisla: Die Raumsteuerung reguliert die Temperatur in vordefinierten Grenzen. Der Gast hat also einen Spielraum, in dem er seine Wunschtemperatur festlegen kann. Das kann er zum Beispiel über das iQ Tab machen. Ganz bequem vom Bett aus stellt er über das Tablet per Fingerwisch seine Wohlfühltemperatur im Bad ein. Ziel ist es natürlich nicht, den Gästen etwas vorzuschreiben, sondern vielmehr Situationen zu vermeiden, wie unbemerkt bei offenen Fenstern auf höchster Stufe zu heizen. Bei Hotelgästen rückt auch der Umweltschutz-Aspekt immer weiter ins Bewusstsein. Und durch die Raumsteuerung wird nicht nur der Energieverbrauch, sondern letztendlich der CO2-Ausstoß minimiert. Darauf achten Gäste natürlich auch.

MVeffizient: Welche Chancen hält die Digitalisierung noch für Hoteliers bereit bzw. wie sieht Ihrer Meinung nach das Hotel der Zukunft aus und welche Folgen wird dies für den Energieverbrauch im Hotel haben?

Alexander Spisla: Mit digitalen Assistenten wird der Aufenthalt für den Gast individueller, aber auch effizienter gestaltet und genau darauf wird in Zukunft mehr Wert gelegt. Nicht nur mit der Raumsteuerung, die sich an die Wunschtemperatur des Gastes anpasst, wird Individualisierung erreicht. Besonders im Bereich Gästekommunikation gibt es großes Potenzial. Wichtig ist und bleibt aber auch in Zukunft der persönliche Kontakt und Service durch echte Menschen. Digitalisierung unterstützt Hotels enorm dabei, Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen. Mitarbeiter werden unterstützt und von bürokratischen und wiederkehrenden Aufgaben befreit. So haben sie mehr Zeit, sich dem Gast und seinen Wünschen zu widmen. Und die Systeme werden immer effizienter, in allen Bereichen. Sei es ein wassersparender Wasserhahn, ein Herd mit einer höheren Energieeffizienzklasse oder eben ein digitaler Algorithmus – letztendlich wird mehr Effizienz erreicht und der Energieverbrauch nicht gesteigert, sondern bestenfalls reduziert.

MVeffizient: Auf der einen Seite können smarte Lösungen den Energieverbrauch vor Ort in den Hotels senken. Auf der anderen Seite bedeutet die zunehmende Digitalisierung aber auch die Speicherung von immer mehr Daten auf Servern, die oft fernab stehen. Dafür wird wiederum immer mehr Energie benötigt. Welche Ansätze gibt es hier? Wie sieht es z. B. mit der Integration von mehr erneuerbaren Energien aus?

Alexander Spisla: Die Speicherung von Daten wird zukünftig immer weniger Energie benötigen. Wie bereits erwähnt, werden die Systeme immer effizienter – auch Server, unabhängig vom Standort. Aber auch der Ausbau erneuerbarer Energien wird für die Hotellerie eine wichtige Rolle spielen. Hier liegt die Verantwortung jedoch bei den Hotels selbst. Wir sorgen dann dafür, dass die Energie, die die Hotels verbrauchen, effizient genutzt wird.

 

Verfasst von: Kerstin Kopp