10.02.2021

„Die Entscheidung kann heute nur noch für ein klimafreundliches Heizsystem fallen“

Im derzeitigen Winter- und Energiechaos fragen sich derzeit wohl nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern auch Unternehmer wie hoch die Rechnung für die Heizperiode am Ende wird und ob man Wärme nicht auch klimafreundlich und preisstabil erzeugen kann. Unser Technischer Berater Arne Rakel hat vor seiner Zeit bei der LEKA viele Jahre Wärmepumpen geplant und gebaut. In seinem alten Bauernhaus hat er sich jetzt dazu entschieden, einen Biomassekessel einzubauen. Warum das Heizen mit Biomasse nicht nur für das Klima gut ist, sondern auch Unternehmen damit ihre Kosten und Abhängigkeiten reduzieren können, erzählt er uns im Interview.


Arne Rakel mit seinem neuen 12kW Pelletkessel (Foto: Privat)

 

MVeffizient: Gerade im ländlichen Raum muss man sich ja selbst oft die Frage beantworten mit welchem System will ich mein Gebäude heizen. Wie geht man da bei der Entscheidung am besten vor?

Arne Rakel: In erster Linie ist es entscheidend, was für eine Priorität man bei seiner Entscheidung setzt. Häufig stehen Klimaschutzgedanken den Kostenüberlegungen scheinbar gegenüber. Wenn man die Definition der Kostenfrage um den Klimaschutzbedarf erweitert hat, kann die Entscheidung nur für ein möglichst klimafreundliches Heizsystem fallen. In zweiter Linie ist die Verfügbarkeit des Energieträgers, die langfristige Preisentwicklung und der gewünschte Grad an Aufwand natürlich unter dem Gesichtspunkt der technischen Machbarkeit ausschlaggebend. Nicht zuletzt spielen aber auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen wie z. B. Abgasvorschriften und die Förderfähigkeit eine Rolle bei der Gesamtkostenentscheidung.

MVeffizient: Herr Rakel, Sie haben sich gerade privat für eine Heizung mit Biomasse/Pellets entschieden. Warum?

Arne Rakel: In meinem Fall war es der einzige verfügbare umweltfreundliche Energieträger, der einen automatischen Betrieb an einer bestehenden Warmwasser-Zentralheizungsanlage ermöglicht. Da sich das Haus in Einzellage im Außenbereich befindet, wären alternativ nur Heizöl, Flüssiggas, Strom direkt oder mittels Wärmepumpe in Frage gekommen. Dies waren aus eingangs erwähnten Gründen keine Alternativen für mich; einzig eine Wärmepumpe wäre mit Ökostrom akzeptabel gewesen, schied aber wegen der altbaubedingten erforderlichen hohen Vorlauftemperaturen und geringer Wirtschaftlichkeit aus. Ein Feststoff-Holz- oder Vergaserkessel kam aufgrund des geringen Leistungsbedarfs und des beschränkten Raumes im Heizungskeller ebenfalls nicht in Frage, da ich darüber hinaus Wert auf einen automatischen Betrieb bei Abwesenheit und Anlieferung des Brennstoffes gelegt habe. Die Wärmegestehungskosten liegen mit ca. 10 Cent je kWh (5 Cent für die Anlage und 5 Cent für den Brennstoff und 10 Jahren Laufzeit) eher im unteren Bereich.

 


Biomasseheizkessel im Detail (Fotos: Privat)

 

MVeffizient: Nun heizen Sie ja ein Einfamilienhaus mit dieser Anlage. Da stellt sich ein Unternehmer natürlich die Frage: Funktioniert das denn auch im großen Stil, z. B. in einem Hotel oder in einem Krankenhaus?

Arne Rakel: Pelletskessel werden im Standardprogramm der Hersteller bis ca. 250kW Heizleistung angeboten. Darüber steigen die Anforderungen an den Platzbedarf für die Bevorratung und die spezifischen Mehrkosten des Brennstoffes gegenüber den für größere Leistungen geeigneteren Holz-Hackschnitzeln. Biomassekessel eignen sich, wenn entsprechender Platz für die Brennstoffbevorratung und Abgasführung vorhanden ist, aber auch hervorragend als klimafreundliche Grundlastlösung in Hybridsystemen, in denen herkömmliche Anlagen nur noch eine Redundanz oder Spitzenlastabdeckung übernehmen müssen.

MVeffizient: Wann ist der beste Zeitpunkt für solche eine Anschaffung?

Arne Rakel: Ganz klar ist aufgrund des Klimawandels und der damit verbundenen zu erwartenden Kostensteigerung für fossile Energieträger und der CO2-Abgabe immer der frühestmögliche Zeitpunkt der Beste. Die Systeme sind ausgereift, in hoher Varianz am Markt verfügbar und werden aufgrund ihrer überzeugenden Umwelteigenschaften zudem auch unterschiedlich stark gefördert. Natürlich kann idealerweise besonders im Neubau auf einige systembedingte Anforderungen am besten eingegangen werden.

MVeffizient: Welche Voraussetzungen sollte ich bei der Anschaffung einer Biomasseheizung beachten?

Arne Rakel: In erster Linie ist tatsächlich der Platzbedarf für Brennstoffbevorratung und -nachschub zu nennen. Weiterhin muss ein geeignetes Abgassystem installiert werden können. Nicht zuletzt muss die Planung der Systemhydraulik eine optimale Versorgung aller Wärmeabnehmer ermöglichen.

MVeffizient: Gibt es Fördermittel für die Anschaffung und wenn ja in welcher Höhe und wo gibt es diese?

Arne Rakel: Nach dem neuen Bundesfördergesetz für Gebäude (BEG) werden Biomasse-Heizungsanlagen mit erneuerbaren Energieträgern sowohl für Privathaushalte als auch für Unternehmen von der Beratung über die Planung bis zur eigentlichen Investition einschließlich etwaiger Nebenkosten mit Zuschüssen und zinsgünstigen Krediten mit Teilschulderlassen gefördert. Am besten ist es, wenn man sich hierzu z. B. bei der Landesenergie- und Klimaschutzagentur Mecklenburg-Vorpommern kostenlos und neutral beraten lässt!

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