22.07.2021

„Mit Strom aus der eigenen PV-Anlage kostet mich die 100 km-Fahrt 1,20 statt 10,20 Euro“

Diese Woche hat das Bundesverkehrsministerium weitere 300 Millionen Euro für die Förderung privater Ladeinfrastruktur zur Verfügung gestellt. Erst Anfang Juli war der bisherige Fördertopf über 500 Millionen Euro erschöpft gewesen. Die Antragstellung ist ab sofort wieder bei der KfW möglich. Kerstin Kopp, verantwortlich für Marketing und Kommunikation in der Kampagne MVeffizient, hat gerade privat mit der Anschaffung einer Wallbox beschäftigt. Im Interview erzählt sie uns warum, was es zu beachten gibt und wieso eine PV-Anlage eine ideale Ergänzung ist.

Kerstin Kopp mit 11kW-Wallbox (Foto: LEKA MV)

 

MVeffizient: Frau Kopp, wie aufwändig war es die Fördermittel für die Wallbox bei der KFW zu beantragen?

Kerstin Kopp: Das war gar nicht aufwändig. Ich glaube ich habe nicht mal 10 Minuten für den Antrag und noch weniger Zeit fürs Einreichen der Rechnung gebraucht. Der Zuschuss kam pünktlich am 30. Juni. Schwieriger war es eine Wallbox zu bekommen. Die werden bei einer derart hohen Nachfrage natürlich rar. Aber wir sind ja hier gut vernetzt und auch der Elektriker vor Ort konnte dann plötzlich doch noch ein paar Wallboxen auftreiben.

MVeffizient: Was mussten Sie bei der Anschaffung beachten?

Kerstin Kopp: Die Förderung gilt nur für die Installation von Lade­stationen an privat genutzten Stell­plätzen von Wohngebäuden. Also für alle Eigentümer und Wohnungs­eigentümer­gemein­schaften, Mieter und Vermieter. Die Wallbox musste eine der in der Liste der KFW genannten sein. Aber die ist sehr lang und es tauchen von A bis Z alle Hersteller auf. Wichtig ist, das richtige Modell zu kaufen. Eine weitere Vorgabe ist, dass die Wallbox auf 11 kW gedrosselt ist. Natürlich musste man auch die Reihenfolge beachten: Erst den Antrag stellen, dann die Wallbox kaufen und installieren. Mir war bei der Auswahl wichtig, dass die Wallbox mit dem Wechselrichter einer PV-Anlage kompatibel ist.

MVeffizient: Nun haben Sie eine Wallbox aber noch kein E-Mobil. Warum das?

Kerstin Kopp: Das Auto mit Verbrennungsmotor wird über kurz oder lang abgeschafft. Das steht außer Frage. Die Auswirkungen des Klimawandels sind immer deutlicher zu spüren, Stichwort Hochwasserkatastrophe in Südwestdeutschland. Und auch die Spritpreise tun langsam weh. Aber genau das sollen sie ja auch. Den Zuschuss gibt’s jetzt und den mussten wir einfach nutzen.

MVeffizient: Lohnt sich ein E-Auto denn? Die Anschaffungskosten sind ja im Vergleich zum Verbrenner noch relativ hoch.

Kerstin Kopp: Das stimmt. Aber der Kauf ist ja nicht alles. Auch wenn es für den immerhin 9.000 Euro Umweltbonus gibt. Die geringen Betriebskosten sind der eigentliche Reiz. Eine 100 km weite Fahrt mit meinem 12 Jahre alten Benziner kostet mich jetzt 10,20 Euro. Wenn ich stattdessen ein E-Mobil mit eigenem Strom aus der PV-Anlage betanke lande ich bei einem Verbrauch von 16 kWh bei 1,20 Euro. Das ist ein 10tel! Und die KFZ-Steuer bleibt mir auch 10 Jahre lang erspart.

Die KfW bezuschusst die Installation privater Ladestationen derzeit mit 900 Euro (Foto: LEKA MV)

MVeffizient: Nun hat ja nicht jeder eine PV-Anlage auf dem Dach. Was kostet das Ganze denn, wenn der Strom aus der Steckdose kommt?

Kerstin Kopp: Für Endverbraucher wie mich, die derzeit 32 Cent je Kilowattstunde für Ökostrom zahlen, heißt das – je nach Verbrauch des E-Mobils auf 100 km – 5,12 Euro. Für Gewerbetreibende, die einen Nettostrompreis von 19,4 Cent zahlen, liegen die Kosten bei 3,10 Euro. Und mit dem E-Dienstwagen verringert sich ja auch noch der geldwerte Vorteil für die Privatnutzung von 1 auf 0,25 Prozent.

MVeffizient: Ist die Verkehrswende damit vollbracht – wir tauschen alle unsere Verbrenner einfach gegen E-Mobile aus und das war´s?

Kerstin Kopp: Nein, leider nicht. Denn so wenig wie ich mit dem Auto fahre, liegt die Nutzung bei gerade mal 2 % – an Werktagen wohlgemerkt. Oft steht mein Wagen am Wochenende 24 Stunden lang rum. Das ist völliger Unsinn. Um den gesamten Verkehr klimaneutral zu gestalten fehlt uns noch jede Menge erneuerbare Energie bzw. die entsprechenden Anlagen, um diese zu erzeugen. Und die Herstellung der Autos verursacht CO2 und verbraucht jede Menge Ressourcen. Also braucht es alternative Mobilitätskonzepte. Deswegen möchten wir zwei Verbrenner abschaffen, um dann ein E-Mobil gemeinsam zu nutzen.