21.10.2025
Stromgestehungskosten: Erneuerbare Energien sind die günstigste Stromquelle
Unternehmen mit hohem Energiebedarf beobachten die Entwicklung der Strompreise sehr genau – und das nicht in erster Linie aus ökologischen, sondern aus ökonomischen Gründen. Doch auch aus ökologischer Perspektive sind die Stromgestehungskosten, also die tatsächlichen Kosten für die Stromerzeugung, interessant, denn sie zeigen eindeutig, dass die Zukunft den erneuerbaren Energien gehört.
Was sind Stromgestehungskosten?
Die Stromgestehungskosten (englisch Levelized Cost of Electricity, LCOE) geben an, wie viel eine Kilowattstunde Strom über die gesamte Lebensdauer einer Erzeugungsanlage kostet. Sie berücksichtigen Investitionen, Betrieb, Wartung, Brennstoffe, Finanzierung und Rückbau. Sie sind damit der realistische Maßstab für den „Herstellungspreis“ von Strom. Mit dem tatsächlichen Strompreis auf der Rechnung sind sie jedoch nicht gleichzusetzen, denn dieser setzt sich zusätzlich zusammen aus Netzentgelten, Stromsteuer, Umlagen und Mehrwertsteuer.
Zahlen der Fraunhofer-Studie 2024
Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) aus dem August 2024 sehen die Stromgestehungskosten in Deutschland wie folgt aus:
- Photovoltaik: ca. 4–14 Cent/kWh
- Wind Onshore: ca. 4–9 Cent/kWh
- Kernkraft: 13–49 Cent/kWh
- Kohle: 15–29 Cent/kWh
Damit produzieren Photovoltaik- und Windkraftanlagen in Deutschland längst den günstigsten Strom – und zwar dauerhaft. Die Studie zeigt außerdem, dass PV-Anlagen mit Batteriespeicher inzwischen preislich unter konventionellen Kraftwerken liegen, was die Wettbewerbsfähigkeit weiter stärkt.
Einfluss der Stromgestehungskosten auf den Strompreis
Sinkende Stromgestehungskosten bei Erneuerbaren wirken bereits heute auf den Großhandelsstrommarkt: Je höher der Anteil von Wind- und Solarstrom, desto niedriger der Börsenpreis. Laut Agora Energiewende führte der stetige Ausbau der Erneuerbaren schon 2024 zu einem Rückgang der Großhandelspreise. Für Unternehmen ergibt sich dadurch langfristig mehr Planungssicherheit – insbesondere, wenn sie auf Eigenstrom oder Direktstromlieferverträge (PPA) setzen.
Allerdings bilden die Gestehungskosten nur einen Teil der Strompreisstruktur ab. Netzentgelte, Steuern und Umlagen erhöhen den Endkundenpreis deutlich. Gerade hier setzt eine entscheidende politische Maßnahme an.
Bundeszuschuss senkt Netzentgelte 2026 deutlich
Für 2026 ist eine Senkung der Übertragungsnetzentgelte um rund 57 Prozent geplant – von derzeit 6,65 auf 2,86 Cent/kWh. Möglich macht das ein 6,5‑Milliarden‑Euro‑Zuschuss aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) der Bundesregierung.
Davon profitieren insbesondere stromintensive Unternehmen, da die Netzentgelte bei ihnen einen hohen Anteil an den Gesamtkosten haben. Der Zuschuss soll vollständig an die Netznutzer weitergegeben werden und kommt somit auch mittelbar den Endkunden zugute.
Allerdings bleibt der Netzausbau ein Kostentreiber. Großprojekte wie SuedLink oder A‑Nord und der politisch festgelegte Vorrang für Erdkabel führen zu höheren Investitionskosten. Diese sind jedoch zentral für den Erfolg der Energiewende, da sie den Transport von Windstrom aus dem Norden in die Industriezentren Süddeutschlands ermöglichen.
Globale Dynamik: Mehr Strom aus Erneuerbaren als aus Kohle
Auch im weltweiten Maßstab zeigt sich der Umbruch: Erstmals in der Geschichte wurde im ersten Halbjahr 2025 weltweit mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen (Wind, Sonne, Wasser, Biomasse) erzeugt als aus Kohle. Laut einer Analyse der Denkfabrik Ember stieg die weltweite Ökostromproduktion um fast acht Prozent, während die Kohleverstromung sank. Besonders stark trug China zum Wachstum bei und war für mehr als die Hälfte des globalen Solarzubaus verantwortlich.
Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht darin einen entscheidenden Wendepunkt: Solar- und Windkraft wachsen mittlerweile schnell genug, um den global steigenden Strombedarf weitgehend zu decken. Parallel dazu berichtet die Irena‑Studie 2025, dass 2024 weltweit rund 582 Gigawatt neue erneuerbare Leistung installiert wurde – ein Rekordwert. Dennoch sei das Tempo laut Vereinten Nationen und Irena „noch zu langsam“, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen.
Fazit: Kostenvorteil trifft Klimavorteil
Die Daten zeigen klar: Erneuerbare Energien sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch die wirtschaftlichste Option.
Mit der 2026 geplanten Senkung der Netzentgelte und den stetig sinkenden Stromgestehungskosten verbessern sich die Wettbewerbsbedingungen für deutsche Unternehmen wieder. Gleichzeitig markiert der globale Rekord – erstmals mehr Strom aus Erneuerbaren als aus Kohle – den Beginn einer neuen Ära der Energieversorgung.
Für Unternehmen bietet sich jetzt die Chance, diesen Wandel aktiv zu gestalten: durch eigene PV-Anlagen, Flexibilitätsmanagement oder Beteiligung an einem klimaneutralen Stromsystem. Noch bevor der Umstieg auf erneuerbare Energien erfolgt, gilt es zunächst, den Energieverbrauch insgesamt zu senken und die notwendige Energie effizient zu nutzen. Denn jede eingesparte Kilowattstunde reduziert nicht nur die Kosten, sondern schont auch die Ressourcen und legt den Grundstein für eine wirtschaftlich sinnvolle und nachhaltige Energieversorgung. Unsere technischen Berater unterstützen Sie gern bei diesem Prozess.