14.09.2022

„Selbst mit Speicher liegen die Kosten immer noch meilenweit unter dem Preis des Versorgers“

PV-Anlagen sind aktuell heißbegehrt – sowohl auf Privat- als auch Gewerbedächern. Um den Eigenverbrauch zu maximieren und sich auch für die sonnenfreie Zeit unabhängig von Strompreisanstiegen zu machen, ist die Anschaffung eines Batteriespeichers mittlerweile obligatorisch. Der Bundesverband Solarwirtschaft schätzt, dass mittlerweile 400.000 Solarstromspeicher in Deutschland verbaut sind. Unsere Marketingmitarbeiterin Kerstin Kopp hat sich gerade privat mit der Planung von PV-Anlage und Batteriespeicher beschäftigt. Im Interview erzählt sie, was es dabei zu beachten gilt und warum gerade Unternehmen prädestiniert sind, um ihren Strom selbst mit Hilfe der Sonne zu erzeugen.

Kerstin Kopp, verantwortlich für das Marketing der Kampagne MVeffizient, mit 10 kWh Solarspeicher (Foto: Privat)

MVeffizient: Frau Kopp, warum haben Sie sich für eine PV-Anlage entschieden?

Kerstin Kopp: Wir beziehen bereits seit Jahren Ökostrom von EWS. Aber mit der eigenen Anlage auf dem Dach geht’s halt viel günstiger, nämlich für 7 Cent die Kilowattstunde statt für 42. Und das Ende der Fahnenstange ist aktuell ja nicht absehbar – jetzt, wo der Strom – obwohl er aus billigen Erneuerbaren kommt – bedingt durch die Gaspreise und die Regularien an der Strombörse erst richtig teuer wird.

MVeffizient: Und was machen Sie, wenn die Sonne nicht scheint?

Kerstin Kopp: Dafür haben wir gleich einen Speicher mit angeschafft. Der sorgt dafür, dass auch in sonnenfreien Zeiten die Versorgung mit Sonnenstrom gewährleistet ist. Der Strom wird dann zwar etwas teurer – bedingt durch die Anschaffung des Speichers, der nicht wie die PV-Anlage bis zu 30 Jahre, sondern nur 10 bis 15 Jahre hält – liegt aber mit etwa 18 Cent je Kilowattstunde immer noch meilenweit unter dem (zukünftigen) Strompreis des Versorgers.

MVeffizient: Was haben Sie bei der Planung berücksichtigt?

Kerstin Kopp: Auf jeden Fall sollte man sich die Frage stellen, wie viel Strom man in Zukunft brauchen wird. Neben dem aktuellen Stromverbrauch kommen da noch Wärmeerzeugung und Mobilität in Frage. Im Dezember kommt endlich das E-Auto und in den nächsten zwei Jahren soll die Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt werden. Das haben wir natürlich gleich mit einkalkuliert bei der Anlagengröße – gerade wo jetzt keine Sondertarife mehr für Wärmepumpen und E-Mobile erhältlich sind, ist das wichtig. Bis es soweit ist, wird der Überschuss ins Netz eingespeist. Mit der seit 30.07.2022 gültigen festen Einspeisevergütung von 8,2 Cent für Anlagen bis 10 kW sind die Stromgestehungskosten abgedeckt.

MVeffizient: Wie lange mussten Sie auf die Anlage warten – Stichwort: Material- und Fachkräftemangel?

Kerstin Kopp: Das erste Angebot von einem Elektroinstallationsbetrieb aus der Region haben wir im Februar bekommen. Vergleichsangebote zu kriegen war allerdings schwierig. Von acht Anbietern haben sich fünf bis heute nicht gemeldet, der Rest konnte aufgrund der Auftragslage kein Angebot erstellen. Den Auftrag haben wir im Mai erteilt – letzte Woche wurden PV-Anlage und Speicher installiert. Nun hat die Bundesregierung zwar diese Woche gerade beschlossen, dass die Umsatzsteuer auf die Anschaffung und Installation für PV-Anlagen und Speicher ab Januar 2023 entfällt – also unter dem Strich 19 Prozent weniger kosten wird – aber dafür können wir jetzt schon mit gutem Gewissen etwas zur Energiewende beitragen.*

MVeffizient: Was empfehlen Sie Unternehmen, die aktuell Probleme mit explodierenden Strompreisen haben?

Kerstin Kopp: Zunächst mal würde ich alle Effizienzmaßnahmen umsetzen, die sich wirtschaftlich lohnen, um den Stromverbrauch zu reduzieren. Für viele Maßnahmen gibt es auch Fördermittel. Den dann noch notwendigen Strombedarf sollte eine PV-Anlage vom eigenen Dach erzeugen – gerade für Firmen ist das ideal, die brauchen die Energie in der Regel tagsüber, wenn auch die Sonne scheint. Alles andere lässt sich dann mit einem Speicher abdecken, der übrigens auch teure Lastspitzen abfedern kann. So rentiert sich die Anschaffung noch schneller.  Eine Windenergieanlage geht natürlich auch, insbesondere, wenn der Strombedarf sehr hoch ist – hier ist allerdings der Genehmigungsprozess kompliziert. Wer keine eigenen Flächen hat, sollte einen Stromliefervertrag mit dem Betreiber von PV- und/oder Windkraftanlagen abschließen. Die sind für die nächsten 20, 30 Jahre – je nach Vertragslänge – preisstabil und senken die Treibhausgasbilanz des Unternehmens.

*Die Absenkung der Umsatzsteuer gilt für Privatwohnungen sowie Wohnungen und Gebäude, die dem Gemeinwohl dienen.

Sie möchten wissen, ob sich die Anschaffung eines Solarspeichers für Ihren Betrieb lohnt? Dann schauen Sie sich jetzt die Aufzeichnung unseres Online-Stammtisches „Sonne in der Nacht – Strom vom eigenen Firmendach speichern“ vom 27.09.2022 an. 

Die Solaranlage in Ost-West-Ausrichtung sorgt für sauberen und günstigen Strom am Vor- und Nachmittag (Foto: Privat)

Und wenn die Sonne mal nicht scheint, kommt der Strom aus dem Speicher (Foto: Privat)